Curt Goetz "HOKUSPOKUS" - Kriminalkomödie

Pressekonferenz 15.9.16

Am 15.9.16 gibt der Theaterverein "Vorhang Auf!" eine Pressekonferenz zum "Sommer im Palais Palffy" als Rückblick auf die Saison 2016 und Vorausschau auf das Jahr 2017. Hier der Rückblick auf 2016 mit HOKUSPOKUS von Curt Goetz.

 


Videotrailer

Dieses Video wurde am 28.7.2016 in den WIEN HEUTE Tipps gesendet


Fotos von der Aufführung by Bernd Moldan


Kurzfassung des Inhaltes des Stücks

In einer wahnwitzigen Gerichtsverhandlung soll der Verteidiger der Angeklagten deren Unschuld beweisen. Obwohl sämtliche Indizien und Beweise gegen sie sprechen, gelingt es dem schlauen Peer Bille, sowohl alle Indizien als nichtig erscheinen zu lassen als auch die Beweise in starken Zweifel zu ziehen. Es geht eigentlich alles so, wie es vom Verteidiger erdacht ist, bis … ja bis … und das wird eben nicht verraten. 


Die Meinung des Regisseurs zu dem Stück

‚Wenn man mich fragen würde, wer der wichtigste Komödien-Dichter im deutschen Sprachraum ist, dann würde ich ohne nachzudenken den Namen Curt Goetz nennen. Mag mancher Theaterbesucher vielleicht denken, dass die Stücke ein wenig altmodisch und angestaubt sind, so muss ich dem mit Nachdruck entgegnen, dass dies absolut nicht stimmt.

 

Liebe ist ein ewiges Thema, ja selbst, wenn auf ersten und oberflächlichen Blick die Handlung so aussieht, als ob die Frau das Hausmütterchen und der Mann der Patriarch ist, ist das ewige Thema bei Curt Goetz die hingebungsvolle Liebe beider Geschlechter zueinander und die Aussage, dass einer nie ohne den anderen etwas Bedeutsames ist oder leisten kann. Immer ist es die schlaue Frau, die dem Manne den Weg weist, wo er sein Ziel findet – und zu finden hat. Es ist nie, obwohl es oberflächlich betrachtet so aussieht, die Frau die anscheinend brave Gefolgsfrau des Ehegatten, sondern der Mann, der eigentlich – Zitat Curt Goetz – ‚ein Trottel‘ ist und dankbar ist, solch einer sein zu dürfen. Letztlich müsste jede Frau einen solchen Mann an ihrer Seite haben. Im Übrigen ist mit der Aussage ‚ein Trottel zu sein‘ nicht etwa gemeint, dass er tollpatschig oder dumm ist. Goetz‘ männlichen Hauptfiguren sind meist hochgelehrte gestandene Männer, die sich erfolgreich durchs Leben schlagen – aber eben nur deswegen, weil hinter jedem erfolgreichen Mann eine kluge Frau steht, die ihn nicht merken lässt, dass er eigentlich genau das tut, was sie will. Heute würde man stattdessen sagen: Hinter jedem erfolgreichen Menschen steht ein zweiter. Wer kennt nicht den philosophischen Arzt Prätorius aus dem gleichnamigen Stück oder den liebenden Vater von 12 Kindern, der für seine Familie alles tut, um in Montvideo ein Erbe antreten zu können, dabei fast seine moralischen Begriffe verrät und letztendlich doch seine älteste Tochter vor dem Schicksal, eine ‚Puffmutter‘ – wie er meint - zu werden, schützt und auf das Erbe verzichtet.‘ 


Über den Verfasser von "Hokuspokus" Curt Goetz

Der Schweizer Autor Curt Goetz wurde am 17. November 1888 als Sohn eines Kaufmanns als Kurt Erich Götz geboren. Früh starb sein Vater und die Mutter sah sich gezwungen wieder nach Deutschland zu gehen. Dort leitete sie eine Privatklinik – aber das sei nur am Rande erwähnt. Nach seinem Abgang von der Schule konnte Kurt schon ein Jahr später, 1907, auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, Fuß fassen. Sein Stiefvater förderte ihn zunächst in seiner ersten Berufswahl und ließ ihn früh mit dem Cellostudium beginnen. Bald aber erkannte der junge Teenager, dass er lieber zur Bühne wollte, und auch hier wurde er tatkräftig vom Stiefvater unterstützt. Kurt debütierte am Stadttheater Rostock und schrieb neben dem Schauspielen auch schon kleine Sketche für die Bühne.

1911 ging er nach Berlin, wo er gleich an mehreren Theater engagiert war. Hier nannte er sich erstmals – ausschließlich als Schauspieler - Curt Goetz. Ab 1912 war er auch regelmäßig als Stummfilmdarsteller im Kino zu sehen. Meist mit dem damals sehr berühmten Zirkuskünstler und Tierbändiger Harry Piel. Auch für dieses Genre schrieb Goetz viele Drehbücher. Im gleichen Jahr heiratete er die Schauspielerin Erna Nitter. Die Ehe jedoch hielt nicht und wurde nach fünf Jahren wieder geschieden.

Im Dezember 1923 aber heiratete er seine kongeniale Lebenspartnerin im privaten wie im künstlerischen Leben -Valerie von Martens. 1927 gründete er sein eigenes Theaterensemble und tourte durch die Welt. 1939 und gar nicht aus politischen, sondern aus Gründen sich weiterzubilden, ging er nach Hollywood. Natürlich mit seiner Frau. Da die beiden dann vom Krieg überrascht wurden, beschlossen sie dort zu bleiben. Er schrieb für MGM einige Drehbücher zu Filmen, die mit großem Erfolg teilweise auch noch heute ab und zu sehen sind („Die Frau mit den zwei Gesichtern“). MGM bot ihm einen mehrjährigen Vertrag an, den er jedoch ablehnte. Stattdessen ging er im wahrsten Sinne des Wortes unter die Farmer. Er gründete gemeinsam mit seiner Frau eine Hühnerfarm und schaffte es durch besondere Zuchtmethoden Eier mit 2 Dottern zu vermarkten. Man sah ihn schnell als Wunder-Tier-Doktor an, was er sichtlich genoss und was ihn genau zu seinem gleichzeitig entstandenen Stil der Stücke anregte.

1945 kam am Broadway (!) sein erstes geniales und bekanntes Stück heraus: ‚Das Haus in Montevideo‘, natürlich mit seiner Frau in der weiblichen Hauptrolle. Er spielte zumeist die männliche Hauptrolle. Das machten die beiden sehr oft, und immer wieder war es ein ähnliches Team, das in den tragenden Rollen zu sehen war. Einer war z.B. Erich Ponto, ein Charakterdarsteller erster Güte. Elisabeth Flickenschild oder Ernst Waldow gehörten da ebenso dazu wie Hans Nielsen - alles Namen aus vergangenen Theater- oder Filmtagen.

Nach dem Krieg kehrte Goetz mit seiner Frau wieder nach Europa zurück, und da er ja eigentlich Schweizer Staatsbürger war, lebten sie fortan eben dort. Natürlich arbeiteten die beiden unermüdlich an neuen Projekten, so wurden einige der wichtigsten Komödien von ihnen gemeinsam verfilmt. Hatte er zu spielen, führte sie Regie, wenn sie spielte, übernahm er wieder das Kommando. Wer es bei den Szenen machte, wo beide zu sehen sind, ist nicht überliefert. Sehr wohl aber überliefert sind Geschichten, wenn es darum ging die kleinen Rollen zu besetzen. Vor allem bei der Verfilmung von ‚Hokuspokus‘ gab es bei der Besetzung einer kleinen Rolle eine größere Meinungsverschiedenheit, die dann sogar in einen Riesenkrach – auch vor versammelter Mannschaft im Studio - ausartete. Er brachte eine von ihm neu entdeckte junge Darstellerin mit, sie lehnte es ab mit dieser zu spielen, weil die Rolle sehr ernst war und sie der Meinung war, da müsse man lange suchen, um eine junge begabte Darstellerin zu finden, die dann den Ansprüchen der Rolle entsprechen würde. Sie setzte sich durch (was hat da noch der Regisseur vorhin gesagt?) und man fand eine passende Darstellerin, die allerdings Valerie beim ersten Ansehen des Films wieder nicht so ganz gefiel.

 

Im Laufe seines weiteren künstlerischen Lebens wurde Curt ein angesehenes Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Mit dem Altern zog er sich dann immer mehr und mehr von der Bühne und vom Film zurück. Er starb am 12. September 1960 in der Schweiz und wurde nach Berlin überführt, wo er am Waldfriedhof Heerstrasse begraben wurde. Erst 26 Jahre später war er wieder mit seiner geliebten Frau im Grab verbunden. Vielleicht sollte noch gesagt werden, dass er einen Verwandten hatte, der auch nicht so ganz unbekannt war: George Bernhard Shaw. 


Über die Auführungsstätte - den Figarosaal im Palais Palffy

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Palais gehörte ursprünglich der Familie Kinsky, wurde später unter dem Besitzer Freiherrn von Lambach im Renaissancestill umgebaut. Heute befindet sich im Palais u.a. das Phantasten-Museum mit Werken der Wiener Schule des Phantastischen Realismus‘. Zu den Dauerausstellungen werden immer wieder in einem eigenen Saal wechselnde interessante Künstlerinnen und Künstler präsentiert.

 

Es finden verschiedenste Konzerte, welche vor allem Johann Strauß und Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet sind, statt. Eine Diskothek befindet sich im Untergeschoss und im ersten Stock der berühmte FIgaro-Saal, in dem Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ uraufgeführt wurde und der auch als Aufführungsstätte für den "Sommer im Palais Palffy" dient.